„Anpacken, damit Hilfe wirklich ankommt“

Die Schiffsingenieurin wollte nicht länger zugucken, wie z.B. Schiffe tonnenweise gut erhaltene Sachen entsorgen – während immer mehr Menschen Not leiden: Sie gründete das Sachspenden-Netzwerk „DER HAFEN HILFT! e. V.“

Heute geht Anja van Eijsden an Bord des TUI-Schiffes „Mein Schiff 1“. Eine Bar wird renoviert, die alten Möbel fliegen raus – Anja inspiziert Tischchen, Stühle, Hocker, Sessel. Alles noch sauber und bequem? Anja sitzt Probe: „Sehr gemütlich! Und top in Schuss. Damit können wir jemanden noch sehr glücklich machen.“ Mit 256 Kabinen-Fernsehern fing vor 14 Jahren alles an. Ein Dampfer brauchte die Geräte nicht mehr, Anja vermittelte sie an verschiedene soziale Einrichtungen. „Die TV-Geräte sind reißend weggegangen“, erzählt sie. „Seitdem retten wir, was wir vor der vorzeitigen Entsorgung retten können.“ Und das nicht mehr nur allein von Schiffen: Auch Büroauflösungen sind mittlerweile dabei, Freizeitparks und Hotels machen mit. „Letztes Jahr schickte uns sogar eine Bohrinsel eine Lasterladung Bettwaren aus Dänemark.“ Der Verein nimmt auch Privatspenden, zum Beispiel aus Haushaltsauflösungen. Alles wird in zwei Lagern in Hamburg aufbewahrt, 80 Ehrenamtliche helfen beim Sortieren, Verteilen und Abholen.

Hunderte Menschen hat „DER HAFEN HILFT!“ so schon in einer akuten Krise unterstützt: „Für eine alleinerziehende Mutter kann eine kaputte Waschmaschine zum Ausnahmezustand werden. Und wenn eine Frau aus dem Frauenhaus in eine eigene Wohnung zieht, braucht sie eine Erstausstattung“, erklärt Anja. „In solchen Situationen greifen wir unter die Arme.“ Soziale Organisationen können sich melden, werden ­Matratzen, Kommoden oder anderes gebraucht. Ein Teil des Mobiliars von der „Mein Schiff 1“ geht dieses Mal an eine Hamburger Schule. Dort sollen „Lernzonen“ geschaffen werden, nur reichte bisher das Budget nicht aus. „Jetzt kann’s mit dem Gestalten der Räume losgehen“, freut sich Anja. Dann klingelt schon wieder ihr Handy, sie muss schnell los: Auf dem Werftgelände steht der Vereins-Container, darin warten noch Lounge-Terrassensessel auf ihren neuen Besitzer. Anja: „Die gehen an eine Flüchtlings­unterkunft.“ Sie nickt zufrieden: „Das ist es, was mich jeden Tag antreibt: Überfluss und Bedarf zusammenzuführen. Für Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“