Training fürs Leben

Jeden Mittwochabend steht Cordula Radtke auf dem Fußballplatz in Hamburg-Wilhelmsburg und trainiert ihre Mädchenmannschaft. Auch am 11. Oktober. Nur ist da plötzlich TV-Moderatorin Laura Wontorra an ihrer Seite – und nimmt sie mit. Direkt auf die GOLDENE BILD der FRAU-Bühne! Hier wird Cordula Radtke für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet – mit der GOLDENEN BILD der FRAU und 5000 Euro für ihr Projekt, den 1. FFC Elbinsel Hamburg-Wilhelmsburg, gestiftet von der Deutschen Postcode Lotterie.

Bei ihr darf jedes Mädchen mitspielen: Seit 17 Jahren kümmert sich Cordula Radtke (61) in „ihrem“ Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg um sozial benachteiligte Mädchen. 2006 gründet sie ihren eigenen Fußballverein, den 1. FFC Elbinsel Hamburg-Wilhelmsburg. Und bei dem geht es nicht nur in sportlicher Hinsicht darum, am Ball zu bleiben. „Ich will die mitnehmen, die zu Hause andere Sprachen sprechen, die vielleicht sonst nicht rauskommen“, erklärt die gebürtige Sächsin. Sie will Brücken bauen. „Unser Bindeglied ist der Teamgeist.“ Aus mehr als 20 Nationen stammen die Spielerinnen zwischen 6 und 31 Jahren. „Bei uns ist es egal, woher man kommt.“ Ihr Ziel: „Perspektiven geben, den Weg in die Gesellschaft ebnen.“ Beim wöchentlichen Training, an Spieltagen am Wochenende: Alles dreht sich ums Team. Manchmal erfordert es Überredungsarbeit, damit Eltern ihre Töchter auf den Platz lassen. „Wenn es an der Sprache hapert, nehme ich Übersetzer mit. Oder es geht mit Händen und Füßen.“ Sie hilft bei Förderanträgen, organisiert bei Bedarf Hausaufgabenhilfe oder unterstützt bei der Ausbildungsplatzsuche. Cordula hat immer ein offenes Ohr. Und ein offenes Herz. Der Erfolg gibt ihr recht: „Einige unserer Mädchen haben schon angefangen zu studieren, das ist toll. Mädchen stark zu machen, darauf bin ich stolz.“ Zurzeit krempelt sie die Ärmel besonders hoch, alles zusätzlich zum Vollzeitjob als Sachbearbeiterin: „Corona hat uns schwer zu schaffen gemacht. Wir brauchen neue Trainer, neue Freiwillige“, erzählt die Mutter zweier erwachsener Töchter. „Wir schicken kein Mädchen nach Hause, das mitspielen will.“